Die Nähe
Es gibt keine Verbindung zwischen den Teilnehmern.
Eine Handvoll Begeisterte laden unermüdlich einmal im Monat zum Arbeitstreffen. Sie entwerfen Flyer, sie lancieren kleine Berichte in der Tageszeitung, schleppen Tee und Kekse – und es geht keinen Schritt weiter.
Daher rate ich: Lernt Euch kennen.
Stellt die Gruppenbindung her. Unkomplizierte Anlässe schaffen mit dem gemeinsamen Wochenmarkt-Besuch am Samstagmorgen. Nächsten Monat zusammen in die neue Ausstellung im Museum? Den Feiertag nutzen für ein gemeinschaftliches Frühstück? Oder doch lieber ein ausgiebiger Spaziergang rund um die Stadt? – wer nicht laufen mag, bringt das Picknick zur Halbzeit.
Die Zeit
Es gibt Zeiten zum Arbeiten und Zeiten zum Feiern. Sie sind beide wichtig.
Und wenn das Nachbarschaftshaus Realität werden soll, dann müssen alle Beteiligten Zeit zu Verfügung stellen.
Wenn etwas zu erledigen ist, erlebe ich auf den Arbeitstreffen immer dasselbe: „Nein, ich habe in gar keinem Fall Zeit,“ ist die typische Reaktion der einen Fraktion und die ewig Gleichen krempeln die Ärmel hoch und fangen schon mal an.
Liebe Leute, so geht das nicht.
Plant das Zeitfenster systematisch ein. Eine halbe Stunde – zusätzlich zum Arbeitstreffen – ist bereits ausreichend, wenn jeder mitzieht.
Die Ergebnisliste
Erst wird endlos diskutiert und dann gibt es zwar mit Glück ein Ergebnis – aber es wird nicht voller Stolz präsentiert.
Deswegen: Legt ein Ergebnisbuch an.
Klare Kante zeigen und Antworten finden. Das Buch ist bei jedem Arbeitstreffen dabei und für alle im doppelten Sinne sichtbar. Jedes ( neue ) Mitglied der Initiative kann sich hier informieren damit nicht ständig jede Entscheidung in Frage gestellt wird.
Die Entscheidungen
Alle Mitglieder sollten sich frühzeitig über die Art der Entscheidungsfindung verständigen.
Werden Entscheidungen mehrheitlich getroffen? Und wenn ja, mit welcher Mehrheit? Oder im Konsens?
Ich empfehle: Klärt diese Frage, bevor es um Abstimmungen geht. Legt Euch fest, definiert Kategorien für unterschiedliche Fragestellungen.
Die Öffentlichkeit
Egal ob die Inititative 4, 40 oder 400 Mitglieder hat: Die Öffentlichkeit in der Stadt besteht aus einem Vielfachen. Und sie hat keine Ahnung. Sie sollte informiert werden!
Nutzt jede Gelegenheit auf Bürgerfesten, öffentlichen Veranstaltungen oder Messen, um um die Idee vom Nachbarschaftlichen Wohnen zu erzählen.
In den meisten Städten oder Gemeinden ist eine ganze Menge politischer Druck nötig, um das Projekt zu befördern. Nutzt die Chance laut und leidenschaftlich.
Das Geld
Über Geld spricht man nicht.
Ja, es ist unangenehm mit quasi Unbekannten über die eigenen finanziellen Möglichkeiten zu reden.
Dann macht es Euch doch einfach:
Legt eine Liste an, wer wann wieviel in die Kasse gibt.
Faktisch ist die Gruppe von Beginn an eine GbR und damit eine anerkannte Rechtsform. Und bei Einzug in das Nachbarschaftshaus werden die Kosten gleichmäßig aufgeteilt zwischen allen Bewohnern. Wer also im Laufe der Zeit mehr zu Verfügung stellte als andere, bekommt es dann zurückerstattet.
Über Feinheiten wie Solidarkapital, Fördermittel, Spenden, geldwerte Unterstützung und und und redet man in Ruhe.
Vorher sind ohnehin noch zwei, drei andere Dinge zu erledigen.
Das Raffinierte an all diesen Fehlern ist:
Sie klingen so simpel. Es ist sooo leicht, sie zu vermeiden.
Innerhalb einer Gruppe entwickeln sie sich verflixt schnell und erweisen sich als zähe Begleiter.
Mein Rat: Mit Hilfe von professioneller Moderation sind die kleinen Teufel schnell vom Tisch.
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