Es gibt diesen herrlichen neuen Film im Kino: Seit Ende Februar läuft die 3D-Verfilmung des Asterix-Klassikers: „Asterix im Land der Götter“. (Astérix – Le Domaine des Dieux, Universum Film GmbH, 2014, Regie: Louis Clichy.) Und veröffentlicht wurde die Geschichte zum Film in Deutschland unter dem Titel „Asterix und die Trabantenstadt“ Anfang der 70er Jahre.
Es geht quasi um Nachbarschaft und wie sie garantiert zur Katastrophe wird.
Ganz in der Tradition moderner Bauunternehmer lässt Julius Caesar ein Mehrfamilienhaus von Quadratus entwerfen und bauen. Mitten im Nirgendwo? Nicht ganz. Es entsteht, immerhin, unmittelbar neben dem bezaubernden kleinen Heimatdorf von Asterix und Obelix. Die luxuriösen Appartments sollen die Gallier locken und von der Pracht des Römischen Reiches überzeugen. Die Römer jedenfalls wollen dort keineswegs freiwillig wohnen: Mit List und Tücke werden sie zwangsrekrutiert.
Das passt den Einheimischen alles gar nicht und Asterix weiß Rat: Die Römer müssen schleunigst weg, die weltbekannte Nervensäge Troubadix kommt dafür her. Geschickt wird der schräge Sänger mitten in den neuen Wohnkomplex gesetzt und macht in kürzester Zeit das Leben der römischen Untertanen zur Hölle.
Im Film ist das alles sehr amüsant. Aber was ist, wenn so etwas im echten Leben passiert? Da ist dieses wunderbare Wohnprojekt, in das Sie viel Zeit, Energie und vielleicht auch Geld gesteckt haben – und plötzlich entpuppt sich eines der Mitglieder als Nervensäge. Denn der Typus „Troubadix“ ist nicht auf Bardenleier und Gesang festgelegt, sondern kann viele Gesichter haben. Oder anders gesagt: In jeder Gruppe gibt es irgendeinen Troubadix. Oder zwei. Oder drei …
Wie also umgehen mit, sagen wir mal: „sozial komplizierten“ Mitgliedern einer Wohnprojekt-Gemeinschaft?
Als Quartierplanerin empfehle ich, von Anfang an Maßnahmen zu ergreifen, damit Ihr Wohnprojekt nicht als Bauruine wie im Asterix-Film endet:
Die Nachbarschaftshäuser verknüpfen Wohnen, Freizeit, Arbeiten und Naherholung und zwar für Bewohner, die sich bereits vor dem Einzug kennen- und schätzengelernt haben. Dazu braucht es eine professionelle Herangehensweise an die „soziale Architektur“. Und eine erfahrene Moderation des gesamten Prozesses:
Wie werde ich eine Gruppe? Wie finde ich passende Mitstreiter? Wo finde ich diese Menschen?
Der auffallendste Unterschied zum herkömmlichen Wohnungsbau ist die gemeinsame Planung. Und zwar eine, bei der die Quartierplaner die Baugruppe in einen Kenntnisstand versetzen, der sie kompetent macht ihre Bedürfnisse zu erkennen und zu benennen:
Wo wollen wir wohnen? Wie wollen wir wohnen? Wie soll der eigene Grundriss aussehen? Hier setzen wir an mit umfassender Erläuterung und Beratung.
Der nächste wichtige Punkt ist die Begleitung zu einer wertschätzenden und zielorientierten Streitkultur. Nur wenn die Gruppe Diskussionen den nötigen Raum gibt und offene Punkte klärt, kann sie mehrheitsfähige Entscheidungen bewußt treffen. Wir helfen dabei, diese Kompetenzen zu lernen.
Und schließlich die Nervensäge. Wie geht man mit jemandem wie Troubadix um? Es wäre Träumerei, zu denken, dass man das verhindern kann. Aber wir wissen alle um das wirkungsvolle Instrument der sozialen Kontrolle. In eine stabile Gruppe, die in sich verbindlich und stark ist, kann seltener jemand eindringen, der die anderen aufbringt. Umgekehrt muss die Initiative natürlich offen sein für Veränderungen. Mitglieder ziehen aus und Neue ein. Hier gilt es, beständig am Gruppenzusammenhalt zu arbeiten und das fällt einem externen Beobachter häufig leichter als den Betroffenen.
Ganz einfach: Feiern Sie Ihre Erfolge ! Gehen Sie mal gemeinsam ins Kino – zum Beispiel „Asterix im Land der Götter“
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