Die Phase der Gruppenfindung haben wir in Teil 1 behandelt.

Nun geht es um die Orientierung und erste Planungen. In diesem Zusammenhang möchte ich unbedingt auf das Stichwort

Fördermittel nutzen

hinweisen. Inzwischen sind wahrhaft unzählige Programme auf dem Markt, allesamt sehr verlockend. Wär doch blöd, sich diese Unterstützung von einigen Tausend Euro entgehen zu lassen!

Damit die Bewohner des Nachbarschaftshauses sich nicht für den Geldsegen auf Dauer verbiegen ist es nötig, erst die Inhalte des neuen sozialen Miteinanders zu definieren. Was genau ist anders als bei anderen Mehrfamilienhäusern?

Was ist zu tun?

quartierplaner-1Fördermittelangebote ignorieren. Und zwar so lange, bis die Gedanken zu Papier gebracht sind. Falls beides dann zusammenpaßt: Freuen!

 

Die Ergebnisse der bislang erfolgten Arbeit führen dann zum:

Namen finden

– hoffe ich jedenfalls. Ich drücke Ihnen die Daumen.

Was ist zu tun?

quartierplaner-2Stellen Sie sich vor: Ein Besucher kommt in die Stadt und möchte Ihr Nachbarschaftshaus ansehen. Aber eine Adresse wurde nicht genannt – zum Rathaus oder zur Marienkirche könnte jeder den Weg beschreiben. Wie heißt also Ihr Haus?

Da das Nachbarschaftshaus im Idealfall die Wünsche und Ideen von Vielen abbildet versteht es sich von selbst, das auch viele an dieser Aufgabe mitwirken. Und zu Beginn ist es fast unheimlich, wie bei jedem Arbeitstreffen immer neue Interessenten auftauchen. Das ist großartig. Die Sache hat jedoch einen Haken. Die Neuen stellen gerne die Entscheidungen der Vergangenheit in Frage. Sachliche Kritik ist willkommen, aber irgendwann ist es auch mal gut. Stimmts? Da hilft nur:

Entscheidungsbuch führen

Hier wird Verbindliches festgehalten und den neuen Mitgliedern der Initiative als Grundlage an die Hand gegeben. Das setzt Grenzen und dokumentiert den Fortschritt.

Was ist zu tun?

quartierplaner-3 Legen Sie Regeln fest, nach denen Entscheidungen getroffen werden sollen. Zum Beispiel: Einfache Mehrheit oder nicht? Gibt es stimmberechtigte Mitglieder und andere? Hat eine Partnerschaft eine Stimme oder zwei? Kaufen Sie ein hübsches Heft – Schreiben Sie alles auf!

Und wo wir gerade über neue Mitglieder sprechen: Das Phänomen der viralen Verbreitung von Neuigkeiten bleibt irgendwann aus. Die Initiative kann aber gut noch ein paar mehr Unterstützer gebrauchen. Wie also schafft man mehr Aufmerksamkeit?

Öffentlichkeit informieren

ist ein immer wieder unterschätztes Gebiet. Darauf erlebe ich häufig zwei Reaktionen: 1. „Ich kenne jemanden bei der Zeitung, der schreibt was über uns.“ und 2. „Schreiben kann ich auch. Ich mach das selbst.“

Nun ja, ein Nachbarschaftshaus baucht ein Vielfaches an Aufmerksamkeit als ein paar hundert Leute. Vor allem sollten die wichtigsten Entscheider der Stadt davon erfahren, die potentiellen Nachbarn, die Politiker, die Investoren und die Unterstützer. Und der nette Redakteur schreibt im besten Fall einen freundlichen Artikel mit geringem Aussage- und Aufmerksamkeitswert. Ganz einfach, weil er keine besseren Informationen an die Hand bekommen hat.

Was ist zu tun?

quartierplaner-4Beantworten Sie folgende Fragen: Was? Wann? Wie? Wo? Wer? Kümmern Sie sich, wenn möglich um interessante Bilder und überprüfen Sie Ihre Antworten auf den echten Neuigkeitswert. Bestimmen Sie einen Ansprechpartner in Ihrer Gruppe für die Redakteure der Zeitungen und Radio. Damit ist jedenfalls ein Anfang gemacht –

So, inzwischen hat die Initiative eine beachtliche Menge Interessierte an sich binden können und ein munteres Diskutieren über Standorte und Wohnungsgrößen bestimmt die Treffen. Alle sind sich einig: Familien mit kleinen Kindern sind herzlich willkommen. Obwohl von ihnen weit und breit noch nix zu sehen ist.

Ja, richtig, das ist ganz normal. Denn die jungen Eltern sind nun wirklich diejenigen, die keine Zeit für solche Projekte übrig haben.

Und deswegen trösten sich alle: „Die kommen, wenn wir die fertige Planung der Öffentlichkeit vorstellen.“ Das ist ein vollkommen berechtigter Gedanke, vorausgesetzt die planende Initiative kann sich

in die Lage anderer versetzen

Konkret heißt das: Wo wäre es ideal für Familien mit kleinen Kindern zu wohnen? Welche Ansprüche an den Wohnraum haben Menschen mit Beeinträchtigungen?

Was ist zu tun?

quartierplaner-5Stellen Sie Kriterien zusammen, die für Ihre Nachbarn wichtig sein könnten. Überprüfen Sie, ob die auch für Sie Vorteile bringen!

 

Und damit sind wir unmittelbar bei der Herkulesaufgabe:

Grundstücke finden

Regelmäßig schlagen Menschen vor: „Lasst uns eine Anzeige schalten: 4.000 qm gesucht“

Gute Idee, es gibt eh niemanden, der sonst noch an so etwas Interesse hat. Das klappt sicher. Da melden sich sofort die Richtigen. Wo, bitte, soll es denn im urbanen Umfeld so große Flächen geben?

Fast genauso häufig sind folgende Aussagen: „Iiihhhh – das alte Gelände vom Möbelmarkt? Da will ich auf keinen Fall wohnen!“

Natürlich sieht das nicht einladend auf den ersten Blick aus. Warum fragt man nicht Planer, die sich damit auskennen? Gerade Schrottimmobilien oder Flächen, die zunächst unbrauchbar aussehen, haben meinst viel Potential.

Was ist zu tun?

quartierplaner-6Gute Erfolgsaussichten hat es, wenn sich Menschen als „walking bus“ in den verschiedenen Stadtquartieren auf die Suche machen. Glauben Sie mir, zu Fuß sieht man mehr. Und auf die große Liste kommen alle, wirklich alle Gebäude und Grundstücke die Ihnen auffallen wegen Leerstand. Ebenso lohnt es sich, kommunales Immobilieneigentum unter die Lupe zu nehmen.

Bei der Bewertung lassen Sie sich professionell helfen! Zum Beispiel von den Quartierplanern.


 

Astrid Engel